Thomas Baumgartner. The Heap Hole Wave

Ausstellungsdaten
07.04.2017 - 10.06.2017, Winterthur ZH, Coalmine Fotogalerie, Raum für zeitgenössische Fotografie
Ausstellungstyp
Einzelausstellung

Informationen

Kuration: Alexandra Blättler

Am 6. April 2017 eröffnen wir in der Coalmine der Volkart Stiftung die erste institutionelle Einzelausstellung des jungen Glarner Künstlers Thomas Baumgartner (*1990). Nach seiner Berufslehre als Polygraf in Näfels studierte er zwischen 2013 und 2017 Vertiefung Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste. Thomas Baumgartner entwickelt für die Ausstellung in Winterthur gänzlich neue Arbeiten. Thomas Baumgartner interessiert sich für die alltäglichen Dinge und deren Transformationen, die sie im Ausstellungskontext erleben. Dabei spielt das Medium der Fotografie eine Hauptrolle, jedoch interessieren ihn auch Prozesse des Transformierens, die das Objekt miteinbeziehen. So bestehen die unterschiedlichen Medien immer nebeneinander, bedingen einander geradezu und treten in einen dialogischen Austausch.
Für die Coalmine steht das (Ab-)Bild und seine Beziehung zum Objekt im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung. Betritt der Besucher den Ausstellungsraum, steht er primär einem Raum im Raum gegenüber. Von aussen in seiner puren Rohheit belassen, treffen wir im Innern wider Erwarten nicht auf klassisch an die Wand gehängte Bilder. Wir stehen weissgetünchten Holzverschlägen gegenüber. Erst bei näherer Betrachtung lässt sich erkennen, dass es sich dabei nicht um weissbemaltes Holz handelt, sondern um Gipsabgüsse des eben genannten. Der Betrachter steht somit einem Abbild, einem Abdruck eines Gegenstandes gegenüber. Dem Künstler gelingt es mit wenigen, aber klaren Gesten, ein Phänomen skulptural oder sogar architektonisch umzusetzen, dem wir zum Beispiel in der Fotografie ganz natürlich ausgesetzt sind: dem Abbild von etwas. Mit anderen Worten: der Ausstellungsraum reproduziert sich und wird zum Abbild seiner selbst. Ganz im Geiste des White Cube gehalten, fügen sich kleine Skulpturen in den eigentlichen, ersten Ausstellungsraum ein: etwa Abgüsse von Weichkäsen, von einem originalen Camembert kaum zu unterscheiden. Trotz identischem Aussehen wurden sie zum reinen Objekt und ihrer Funktion gänzlich enthoben.
Erst im zweiten Raum stehen die Besucher Fotografien gegenüber, klassisch in Rahmen gehalten, auf musealer Höhe gehängt. Es handelt sich dabei um eine Serie von Arbeiten, die Thomas Baumgartner seit längerer Zeit verfolgt und in dieser Ausstellung erstmalig in eine Form bringt. Auf den ersten Blick abstrakt, handelt es sich um Aufnahmen, die Details von Fotografien wiedergeben. Hier rückt der Blick ganz nahe an das abgelichtete Objekt und an die Fotografie selbst heran und wird so seiner ursprünglichen Funktion – dem Erkennen – enthoben. Thomas Baumgartner gelingt auf intelligente Art und Weise, die Dingwelt aus dem menschlichen Blickwinkel zu befreien und neue Möglichkeiten von Wahrnehmung zu formulieren. Die Ausstellung wird kuratiert von Alexandra Blättler.
(Text: Coalmine)