Ernst Hiltbrunner

*30.12.1900 Wyssachen BE †02.03.1994 Madiswil BE

Heimatort(e)
Wyssachen BE
Tätigkeit(en)
Fotograf,
Wanderfotograf
Bildgattung(en)
Personen,
Landschaft,
Sachaufnahme,
Werbung,
Ortsbild,
Militär,
Alltag,
Tiere,
Landwirtschaft,
Gewerbe
Arbeitsorte
Wyssachen BE, 1920 – 1955
Rohrbach BE, 1955 – 1990

Biografie

Lernte bei Hermann.
Aushilfe für Werner Lerch und Willi Eggimann.

Ernst Hiltbrunner kam 1900 als zweites von neun Kindern in Wyssachen im Kleinemmental zur Welt und wuchs als Verdingbub in ärmlichen Verhältnissen auf. Schon als Jugendlicher kam er mit der Fotografie in Kontakt. Die nötigen Kenntnisse eignete er sich autodidaktisch aus Fachliteratur an. Zudem brachte ihm der Dorfschmied Hermann, der eine Kamera besass und selber auch als Fotograf tätig war, die Grundlagen des Handwerks bei. Gemeinsam mit seinem Bruder Fritz und mit Hilfe des Vaters baute Ernst Hiltbrunner selber eine Kamera. Später, nach dem Tod von Schmied Hermann, erhielt er dessen 13x18-Kamera. Die Fotografie war zunächst nur Nebenerwerb zu seiner Tätigkeit als Hilfsarbeiter in Gewerbebetrieben und in der Landwirtschaft. Im Wohnhaus seiner Familie richtete er später ein einfaches Studio ein. Die meisten seiner Aufnahmen machte er aber nicht im primitiv ausgerüsteten Atelier, sondern unterwegs in der Landschaft und den Dörfern der näheren und weiteren Umgebung. 1923 heiratete er Johanna Zaugg und zog auf den Hof seiner Schwiegereltern. Das Paar hatte zwei Töchter. Das familiäre Zusammenleben gestaltete sich jedoch zunehmend schwierig. Nach der Trennung von seiner Frau zog Ernst Hiltbrunner 1955 nach Rohrbach, wo er von den Einnahmen aus einem kleinen Foto-Studio lebte. Neben den eigenen fotografischen Arbeiten sowie Entwicklungs- und Vergrösserungsarbeiten für Amateure, übernahm Ernst Hiltbrunner regelmässig Laborarbeiten für den Fotografen Werner Lerch in Walterswil und half bei Willi Eggimann in Sumiswald aus. Noch bis in die 1980er Jahre fertigte Ernst Hiltbrunner im Dorf gelegentlich Porträtfotografien und insbesondere Passfotos an, letztere mit einer Polaroid-Kamera. 1980 heiratete er in zweiter Ehe Heidi Künzi, mit der er seine letzten Lebensjahre in einfachen Verhältnissen verbrachte.

Wie sonst selten bei einem Wanderfotografen, ist bei Ernst Hiltbrunner dank der Fülle des Materials die Arbeitsweise, aber auch die Bildauffassung nachvollziehbar. Als Mitglied der dörflichen Gemeinschaft war er mit den Lebensgewohnheiten und den Wertvorstellungen vertraut, wusste, was erwartet wurde und was er dafür verlangen konnte. Sich selber schuf er damit eine Existenz. Für seine Kundschaft erfüllte er eine visuelle Aufgabe, zu der ein Atelierfotograf kaum in der Lage, und auch nicht bereit gewesen wäre. Die ökonomische und soziale Übereinstimmung mit seiner Kundschaft und der alltägliche Kontakt mit ihr bildeten schliesslich die Voraussetzungen für eine über 30-jährige Tätigkeit als Fotograf. Im Lauf der Jahre entwickelte er eine eigene Form des Umgangs mit den bildnerischen Mittel. In seinem Dorf und der Umgebung entstanden Fotografien, die den Blick öffnen auf eine ländliche Welt der Bauern, Arbeiter, Tagelöhner, Handwerker, Gewerbetreibenden und Kleinbauern. In seinen Fotografien kommt der ganze Spannungsbogen persönlicher und gemeinschaftlicher Existenz zur Darstellung. Menschen in allen Lebensstationen sind wiedergegeben: Neugeborene, Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen, Alte und Verstorbene auf dem Totenbett. Verschiedenste Gruppen sind abgelichtet. Ebenso fand das Vereinsleben seinen Niederschlag. Auch bei speziellen Ereignissen und Unglücksfällen war Hiltbrunner mit der Kamera zur Stelle. Handwerker liessen sich von ihm mit ihren Produkten aufnehmen, mit den neuesten Geräten, Apparaten und Maschinen.

Literatur & Quellen

Ausstellungen

Orte