Romeo Vendrame

*27.04.1949 Gaiarine ITA

Namensvarianten
Romeo Elio Vendrame
Tätigkeit(en)
Fotograf,
Künstler
Bildgattung(en)
Kunst mit Fotografie
Weitere Tätigkeit(en)
Maler, Musiker
Arbeitsorte
London GBR, ~1970 –
Zürich ZH, ~1979 –

Biografie

Romeo Vendrame absolvierte eine Lehre als Typograf und war ab 1979 künstlerisch tätig, zunächst als experimenteller Musiker. Er publizierte mehrere Tonträger. Ab 1991 war er als bildender Künstler tätig, zuerst als Maler (1991–1997) und ab 1997 als Fotograf.

Unabhängig vom Medium kann das Schaffen von Romeo Vendrame als eine Suche nach Spuren verstanden werden. Als Musiker waren dies Klänge, als Künstler und Fotograf sind es visuelle Eindrücke, die er auf rein analogem Weg entfremdet, transformiert, filtert, überblendet und in Farbfotografien überführt. Vorhandene oder eigene Fotografien projiziert er als Diapositive und verändert dabei das Bild mit Farb- und Rasterfolien. Nach erneutem Abfotografieren und über weitere Prozessschritte entstehen ästhetisch ansprechende, grossformatige Lambdaprints mit intensivem Kolorit. Objekte der realen Welt werden zu teils surrealen, teils traum- und märchenhaften Erinnerungsspuren, bei denen Vendrame in Anlehnung an psychologische Theorien von «Engrammen» spricht. Romeo Vendrame gliedert sein Schaffen in Serien, deren Entstehung sich zeitlich überlagen. In der Serie «Low Life» (1998–1999) befasste er sich mit der Schaffung imaginärerer Welten. In «Afterglow» (1999–2001) verarbeitet er private Fotos von Freunden und Bekannten zu Bildern, die zwischen individuellem und kollektivem Gedächtnis pendeln und auch als Metapher für Willfährigkeit und Sprunghaftigkeit jeder Erinnerungsarbeit gelesen werden können. Nachfolgende Serien befassen sich mit der realen Welt, dem Makro- und Mikrokosmos oder explizit mit der Natur und der Gebirgswelt. Bei «The Chemistry of Attraction» (2008–2011), die als einzige Serie einen kritischen Unterton hat, greift Romeo Vendrame auf Modemagazine zurück. Die darin wiedergegebenen stereotypen, makellosen Gesichter der Models verwandelt er in Porträts mit individueller Prägung. In der Serie «Choreography» (ab 2016) schliesslich taucht er in die eigene Vergangenheit ein und wird zum «Choreografen» seiner selbst. Eine Bildersammlung mit hunderten von Dias, entstanden in den 1970er Jahren bei mehreren Aufenthalten in London, werden zur Grundlage der abwechslungsreichen Werkreihe. Mit weit weniger tiefgreifenden Bildtransformationen als in den früheren Arbeiten, schafft Romeo Vendrame eine Serie, die näher an den ursprünglichen Bildinhalten bleibt und auch Architekturaufnahmen, Alltags- und Strassenszenen, Siedlungsbilder und Interieurs umfasst. Damit rückt der individuelle, psychologische Anteil von Romeo Vendrames Erinnerungsarbeit in den Hintergrund. Die Erkennbarkeit der historischen Distanz, der offensichtliche Wandel von Alltag und Siedlungsbild machen die Serie zur visuellen Dokumentation und zur Quelle kollektiver Erinnerung.

Orte